Rechte Welle in Lateinamerika

27.10.2025

Mit der ZEIT hat Dr. Thomas Kestler über die aktuelle politische Entwicklung in Lateinamerika gesprochen. In Bolivien, Argentinien, Ecuador, Paraguay und El Salvador haben konservative oder rechtspopulistische Kräfte die Macht übernommen; in Chile, Kolumbien und Brasilien wankt die Unterstützung für linke Amtsinhaber. Damit stellt sich die Frage, was der aktuelle Rechtsruck für die demokratische Entwicklung in der Region bedeutet.
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, da die Vertreter des rechten Spektrums in Lateinamerika differenziert zu betrachten sind. Eine Gemeinsamkeit liegt aber darin, dass sie vor allem mit den Themen Sicherheit, Inflation und Korruption punkten, da viele linke Regierungen es in den Boomjahren versäumt haben, soziale Ungleichheit und Abhängigkeit von Rohstoffen abzubauen. Die aktuelle Wählerstimmung richtet sich vor allem gegen das politische Establishment: Man wählt das "kleinere Übel", nicht aus Überzeugung.
Für die Demokratie ist diese Entwicklung ambivalent: Einige der aktuellen Rechtsregierungen agieren demokratisch, andere zeigen autoritäre Tendenzen. Besonders Brasilien ist ein Prüfstein für die Demokratie in der Region: Nach der Verurteilung von Ex-Präsident Bolsonaro bleibt offen, ob Präsident Lula da Silva oder seine Nachfolger die institutionelle Ordnung stabil halten können.